Montag, 6. Juni 2011

Profesora Judith - mein Alltag als Lehrerin

Nun bin ich schon seit 10 Monaten in Perú.
10 Monate sind vergangen seit meinem ersten Tag als Lehrerin in der Schule von La Mansión.
Vieles hat sich verändert.
Vieles ist gleich geblieben.

Wenn ich heute in die Schule komme, werde ich von meinen Kleinen schon wie selbstverständlich mit "Good morning" begrüßt und "Goodbye" verabschiedet.
Die Schüler wissen, was es bedeutet, wenn ich meinen Zeigefinger an den Mund halte und bis drei zähle: "Uno, dos, tres-silencio!" und die Kinder sind ruhig.
Sie wissen auch, dass ich ihnen nur eine Sonne, einen Schmetterling oder einen Clown mit den Worten "muy bien-very good" in ihre Hefte male, wenn sie alles schön abgeschrieben und ausgemalt haben.
Und die Schüler haben wirklich etwas gelernt. Auf Englisch können sie nun ihren Namen und Herkunft sagen, sie wissen die Zahlen, Farben, das Alphabet, Tiere, Famlienmitglieder, Körperteile und singen verschiedene Lieder.
Ja, ich bin stolz auf meine Schüler!

Und trotzdem war und ist der Alltag als Lehrerin für mich anstrengender als gedacht und leider oft auch sehr unbefriedigend.
Ein Grund dafür ist die schlechte Konzentrationsfähigkeit und Disziplin der Kinder.
Ich versuche mit allen Mitteln den Schülern die Vokabeln beizubringen: Wir schreiben ab, malen, singen und machen Wettbewerbe und trotzdem bleibt nur die Hälfte des Gelernten bei ihnen hängen.
Der frustrierendste Moment für mich war eindeutig unser Wiedersehen nach zwei Monaten Ferien: Die Kindr hatten ohne Übertreibung wirklich fast alles vergessen und wir mussten noch einmal bei null anfangen.

Ein weiteres Problem ist für mich leider nach wie vor die laue Unterstützung der anderen Lehrer. Der Rektor scheint hauptsächlich an Geld interessiert zu sein ("Judith, kannst du nicht Englischbücher für alle Schüler kaufen? Judith, kannst du den Schulausflug der Kinder zahlen?")
Und die Lehrer, von denen selbst nur zwei Englisch sprechen, scheinen mich nach wie vor nicht wirklich ernst zu nehmen.
Dies liegt vielleicht auch an unseren unterschiedlichen Unterrichtsmethoden.
Vor kurzem spielte ich mit den Kindern ein Spiel, bei dem sie im Klassenzimmer umherrennen und bunte Dinge suchen mussten. Der Sinn bestand darin, mir die Farben auf Englisch zu erklären.
Nicht nur die Kinder, sondern auch ich hatte meinen Spaß und wir lachten viel.
Doch dann kam auf einmal die Klassenlehrerin herein und schimpfte: "Was ist denn hier los? Setzt euch sofort hin, wir sind doch nicht im Zirkus!"
Ich erklärte ihr die Situation und spiele auch nach wie vor viel mit den Kindern.
Frustrierend war die Situation aber trotzdem.

Wie könnte also mein Fazit nach dieser Zeit als Lehrerin in La Mansión lauten?
Ganz klar: Die Freuden meines Arbeitsalltags bestehen aus den kleinen Dingen.
Ich freue mich, wenn der sonst so unkonzentrierte Carlos auf einmal total bemüht meinen Tafelaufschrieb abschreibt und mit bunten Farben verziert.
Es macht Spaß mit den Kindern lauthals "head, shoulders, knees and toes" zu singen und zu sehen, wie sie dazu tanzen und lachen.
Und es ist einfach total schön nach der Schule die Kinder im Comedor stolz über meinen Unterricht reden zu hören: "Hoy aprendemos los animales - Heute haben wir die Tiere gelernt!" oder "Profesora Judith, que vamos a aprender la semana que viene? - Was werden wir nächste Woche lernen?"








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