Dienstag, 2. November 2010

Grenzenloser leben, grenzenlos erleben - Eine Woche Rucksacktour am Titicaca-See


Wenn ich die letzte Woche mit wenigen Worten beschreiben müsste, dann würde das wohl so klingen: Sehr abwechslungsreich, voller Freiheitsdrang und Abenteuerlust, bunt, verrückt und wunderschön.

Zusammen mit drei Freunden ging es eine Woche lang mit dem Rucksack an den Titicaca-See - einen Ort voller Naturschönheiten, Legenden und Traditionen.
Der Tititcacasee liegt auf einer Höhe von knapp 4000m über dem Meeresspiegel und ist der größte See Südamerikas, mit einer 15mal so großen Oberfläche wie der Bodensee.
Der erste Anblick des Sees erinnert einen deshalb fast an ein Meer. Zur endlosen Weite der Brauntöne gesellt sich das ebenso endlose Blau des Sees. Glasklares Wasser, dessen gegenüberliegendes Ufer oft nicht zu sehen ist.

PUNO
Die ersten zwei Tage haben wir in Puno verbracht.
Dort haben wir uns erst einmal auf die Suche nach einem billigen Hostel gemacht.
Ha-und wir sind fündig geworden: 6 soles, d.h weniger als drei Euro, für ein Viererzimmer mit Gemeinschaftsbad und kaltem Wasser!! :)

Nach diesem Erfolgserlebnis ging es auf den bunten Markt am Ufer des Sees.
Dort werden wunderschöne Wollprodukte und Handarbeiten verkauft: Pullis, Mützen, Schals, Ohrringe und Ketten - es ist das reinste Einkaufsparadies! :)

Außerdem sind wir zu einem Aussichtspunkt gewandert, von wo man einen wunderschönen Blick über die Stadt hatte.



Puno ist in ganz Peru bekannt für seine lebendige Folklore und wir hatten das Glück einen großen Festumzug mitzuerleben.
Dieses Ereignis lässt sich kaum mit Worten beschreiben: Bunte Kostüme, ausgelassene Tänze, Panflöten, Trommeln und Trompeten.















Im Museum "Coca&Costums" hatten wir dann die Gelegenheit, die traditionellen Masken von Puno selbst einmal zu tragen. Echt unglaublich-ich könnte mir nicht vorstellen mit so einem schweren Kostüm den ganzen Tag durch die Stadt zu tanzen.


DIE SCHWIMMENDEN INSELN
Ein weiteres Erlebnis waren die "islas flotantes", die schwimmenden Inseln der Uro-Nachfahren. Der Titicaca-See ist traditioneller Lebensraum des Aymara-Volks, das einst die ebenfalls dort lebenden Uros zwang, sich auf schwimmende Schilfinseln zurückzuziehen. Bis heute leben rund 2000 Menschen, verteilt auf ca 40 kleinen Schilfinseln, in der Bucht von Puno.



















































































ISLA AMANTANI
Keine Straßen und keine Autos, dafür Esel, Schafe und Einheimische, die wirklich noch ein ursrpüngliches Leben führen: Das ist die Isla Amantani.
Vom Tourismus noch fast vollkommen unberührt, herrscht auf der Insel eine Ruhe, die einem fast paradiesisch erscheint.

Nach den doch sehr touristischen Uro-Inseln, ging es für uns vier mit einem kleinen öffentlichen Boot auf die Insel Amantani. Da sich die Einwohner vor Touristenströmen schützen wollen, gibt es dort weder Hotels noch Jugendherbergen. Wenn man über Nacht bleiben will, gibt es aber die Möglichkeit bei einer Familie zu schlafen.
Ein wirklich unvergessliches Erlebnis!

Wir sind angekommen und gleich total freundlich empfangen worden. Auf Amantani spricht man Quechua und so konnte ich sogar ein bisschen meiner neuen Sprachkenntnisse anwenden - sehr zu Freuden unserer Gastmutter Elisabeth und ihren vier Kindern.
Unser Mittagessen wurde auf einer offenen Feuerstelle zubereitet, denn Elektrizität gibt es auf Amantani nur in den wenigsten Häusern. Es gab Quinua, Kartoffeln, Tomaten und zum Trinken Coca-und Muñatee - ein echtes Wundermittel gegen Höhenkrankheit!
Anschließend haben wir die Insel erkundigt. Es gibt zwei große Berge: Pachatata und Pachamama(Quechua: Vater Erde und Mutter Erde). Den ersteren haben wir in mehreren Stunden bewandert, wobei uns die Höhe wirklich zu schaffen gemacht hat.
Der Aufstieg war aufgrund der dünnen Luft echt anstrengend, aber dafür sind wir oben mit einer wunderschönen Aussicht über die Insel belohnt worden.








































Am Abend ging es dann zurück zu der Familie, wo wir lange mit den Kindern gespielt haben. Es war so schön: Wir saßen in dem kleinen Raum, der nur von einer Kerze erhellt wurde, und haben uns abwechselnd Lieder auf Deutsch und Quechua vorgesungen.








Später gab es für uns und andere Touristen noch ein kleines Fest, bei dem wir sogar die traditionelle Kleidung tragen durften.




Amantani - diese kleine Insel und unseren Aufenthalt dort werde ich so schnell sicher nicht vergessen.




ISLA TAQUILE
Am nächsten Morgen ging es dann mit dem Boot weiter auf die Insel Taquile.


Auch auf dieser Insel ist das Leben noch sehr ursprünglich. In ausgedehnten Terrassenanlagen werden Kartoffeln, Gerste, Mais und Quinua angepflanzt. Die Einwohner sieht man nach wie vor fast nur in ihrer traditionellen Kleidung und wenn man nicht immer wieder auf Touristengruppen treffen würde, die sich schweratmend die Berge hochkämpfen, so hätte man fast das Gefühl, hier sei die Zeit stehen geblieben.




BOLIVIEN - COPACABANA UND DIE ISLA DEL SOL
Aber unsere Reise war noch nicht zu Ende.
Nach den Inseln hieß es: Auf nach Bolivien!










Mit einem öffentlichen Bus sind wir in das bolivianische Städtchen Copacabana gefahren, das in einer schönen Bucht am Titicaca-See liegt.
Der wohlklingende Name passt wirklich perfekt zu diesem Ort: In Copacabana herrscht totale Urlaubsstimmung. Smaragdgrünes Wasser und Sandstrand.

Außerdem gibt es viele tolle kleine Geschäfte und total alternative und verrückte Bars. Für uns war es klar: "Hier müssen wir mehr als einen Tag verbringen!" und so haben wir unsere Reise noch verlängert.
Wir haben das tolle Wetter genossen, sind durch die Straßen geschlendert und haben die Landschaft von einem Aussichtspunkt, zu dem wir gewandert sind, bewundert.

Aber was wäre eine Reise an den Titicaca-See ohne einen Besuch der mystischen Sonneninsel, der Isla del Sol?!

Der inkaischen Mythologie zufolge stieg einst der Schöpfergott Viracocha aus den Fluten des Sees auf und erschuf aus einem heiligen Felsen auf der Sonneninsel Sonne und Mond, sowie die Gründer der Inkadynastie Manco Capac und Mama Ocllo. Jene wanderten von der Insel nach Cusco und gründeten dort das inkaische Weltreich.

Wir sind mit dem Boot zu der Nordseite der Insel gefahren und von dort 3 Stunden in den südlichen Teil gewandert. Man hatte eine super Aussicht über die unglaubliche Landschaft, die von brauner Erde und abwechselnd rötlichem und weißem Gestein gekennzeichnet ist.








































Nach dieser aufregenden und ereignisreichen Woche ging es dann wieder zurück nach Arequipa - unsere Rucksäcke voll mit kleinen Souvenirs; unsere Köpfe voll mit neuen Erlebnissen, Eindrücken und Träumen.
Que viaje bonito - was für eine schöne Reise! :)