Sonntag, 30. Januar 2011

El camino de la muerte - die Todesstraße


Die Umgebung von La Paz ist landschaftlich wirklich atemberaubend.
Da wir aber während der Seminartage kaum Zeit hatten die Umgebung zu erkunden, habe ich mit ein paar Freunden spontan beschlossen noch zwei Tage länger zu bleiben.

Und unsere Erkundungstour hatte es in sich: Wir haben nämlich die Chance genutzt und sind die berüchtigte "Todesstraße" mit dem Mountainbike hinuntergefahren.
Diese Straße führt von La Paz in die feuchten Yungas und ist ein faszinierendes Naturerlebnis. Auf einer Gefällstrecke von rund 3000 Höhenmetern erlebt man in wenigen Stunden zahlreiche Vegetationsstufen und einen Temperaturunterschied von bis zu 25°C.

Doch die enge Piste wird nicht grundlos Todesstraße gennant.
Auf keiner Andenstraße verunglücken jedes Jahr mehr Autofahrer-jährlich sind auf dem Teilstück La Cumbre-Coroico rund einhundert Tote zu beklagen. Teilweise ist die Straße nicht sehr viel breiter als 4 Meter und endet seitlich in tiefen Schluchten.

Fest steht, dass der Nervenkitzel bei dieser Mountainbike-Tour garantiert ist.
Wir waren aber sehr gut ausgerüstet und hatten außerdem einen Guide, der uns sicher die Straße hinuntergeführt hat.
Morgens um 7.30 sind wir auf fast 5000 Höhenmetern in La Paz losgefahren. Es war windig, hat geregnet und war wirklich kalt.
Doch mit jeder Stunde wurden die Temperaturen spürbar wärmer und die Landschaft veränderte sich ständig. Während man oben noch deutlich die Schneegipfel erkennen konnte, war das Landschaftsbild am Ende der Tour von Palmen und Wald geprägt.
Mit jeder Stunde wurde man außerdem sicherer auf seinem Mountainbike und die Abfahrt hat einfach wahnsinnig Spaß gemacht.

Unten angekommen haben wir uns dann in einem kleinen Hotel ein leckeres Mittagessen und Entspannung im Pool gegönnt. Was für ein Genuss! :)

Der "camino de la muerte" war somit eine Mischung aus Nervenkitzel, Spannung, Sport, Spaß und einer unglaublichen Landschaft. Kurz gesagt: Ein unvergessliches Erlebnis!
:)












Zwischenseminar in La Paz-Bolivien




Die letzte Woche war eine Woche voller Emotionen, voll neuer Erlebnisse und Eindrücke.
Vom 21.1-25.1 fand unser Zwischenseminar statt. Wenn man mit "weltwärts" ein FSJ im Ausland macht hat man nämlich nicht nur 15 Vorbereitungstage bevor das Abenteuer losgeht, sondern auch Seminartage während dem Freiwilligendienst.
Und endlich war es auch bei uns so weit und wir konnten unsere Rucksäcke packen und uns auf den Weg machen um uns gemeinsam mit vielen anderen Freiwilligen aus ganz Deutschland zu treffen.
Wohin die Reise ging?
Nach La Paz in Westbolivien! :)


DAS SEMINAR


Zuerst einmal war es natürlich eine Riesenfreude all seine Freunde von den Vorbereitungsseminaren wiederzusehen.
Wir lagen uns lange in den Armen und sprudelten fast über vor gegenseitigen Fragen, Erzählungen und Eindrücken.
Außerdem haben wir auch viele neue Leute von anderen Entsendeorganisationen kennengelernt.
Der Austausch mit all den anderen Freiwilligen war wirklich wahnsinnig interessant.
Die meisten sind wie ich total begeistert von ihrer Arbeit und dem Leben in Südamerika und bezeichnen ihr Einsatzland schon als zweite Heimat.
Doch es gab auch einige, die große Schwierigkeiten in ihrem Projekt haben.
Viele sind unzufrieden mit ihrer Arbeit, haben Probleme mit ihren Vorgesetzten und fühlen sich nach wie vor nicht integriert.
Zusammen mit unseren Teamern Anna und Sandra redeten wir deshalb viel über interkulturelle Konflikte, Problemlösungen und Motivationsschübe für das kommende halbe Jahr.
Das Seminar war für mich somit ziemlich eindrücklich und hat mich nachdenklich gemacht.
Mir ist noch einmal bewusst geworden, was für ein Riesenglück ich mit meinem Freiwilligendienst habe-bis jetzt gab es für mich noch keine unüberwindbaren Schwierigkeiten.
Im Gegenteil: Die Arbeit in Peru macht mir Spaß, der Kontakt zu Claim for Dignity e.v in Deutschland läuft gut, ich war noch nie ernsthaft krank und habe mich wahnsinnig schnell in Peru eingelebt. Dafür bin ich unendlich dankbar.
Das Seminar war für mich somit sehr aufschlussreich und hat mir Kraft gegeben für das verbleibende halbe Jahr in Südamerika. Ich bin hochmotiviert und weiß:
"Die nächsten 6 Monate werde ich noch einmal in vollen Zügen genießen!" :)

LA PAZ
Wer die Stadt La Paz zum ersten Mal sieht, dem bleibt in der Regel der Atem weg.
Dafür ist zum einen die dünne Luft verantwortlich (La Paz leigt auf 3650 m Höhe und gilt als höchstgelegene Großstadt der Erde), zum anderen der tolle Blick, der sich am Rand des Canyons bietet, in den die Stadt eingebettet ist.


Der erste Eindruck ist der eines undurchdringichen Gewirrs aus modernen Wolkenkratzern und einfachen Wellblechhütten-einer Mischung aus arm und reich, aus Tradition und Moderne.

Indigene Straßenhändler sitzen vor ihren Waren, während Banker im modernen Business-Outfit zum nächsten Termin eilen.
Indigena-Märkte gehen nahtlos in elegante Hochhäuser über und Garküchen existieren neben sterilen Fast-Food-Restaurants.
Doch obwohl in La Paz alles in Bewegung zu sein scheint, fehlt es an Hektik.

Vielleicht liegt das an den allgegenwärtigen "Cholas paceñas", den indianischen Marktfrauen, deren stoische Ruhe sich auf die Mitmenschen überträgt.
In den Geschäften wird man mit "Hola amigo-Hallo Freund" begrüßt und in den Bussen bittet man höflich aussteigen zu dürfen (und ruft bei Haltewunsch nicht einfach laut "Baja" wie in Peru).





Auffallend war für mich auch, dass die meisten Straßenschilder neben Spanisch auch auf Aymara und Quechua geschrieben sind.
Und wie könnte es anders sein-auch die stolze Che Guevara Verehrung sticht einem sofort ins Auge: Che Guevara als Bild an Hauswänden, als Statue und als Souvenir.














ABERGLAUBEN IN BOLIVIEN

Interessant fand ich auch, wie viel traditionell gekleidete Menschen man noch in La Paz sieht und wie offen mit der indigenen Religion umgegangen wird.
Katholizismus vermischt sich untrennbar mit dem Verehren von Naturgöttern und Aberglauben.

So gibt es in La Paz beispielsweise einen Hexenmarkt, wo alle möglichen Heilkräuter, Zutaten für Opferzeremonien und Glücksbringer verkauft werden.
Besonders beliebt sind aber Lamaföten.

In Bolivien glaubt man nach wie vor daran, dass es Glück bringt, beim Hausbau in allen vier Wänden einen getrockneten Lamafötus miteinzubauen.


Außerdem hält sich hartnäckig der Glaube an einen übernatürlichen Wohltäter, der über das Wohlergehen der Familien wacht, sowie Wohlstand und Reichtum bringen soll.
Dieser Aymara-Gott nennt sich Ekeko-der Gott des Überflusses.
Doch Ekeko will regelmäßig bedient werden und so werden ihm in Miniaturform all die Objekte geopfert, die sich die Menschen von ihm erhoffen.
Wir hatten das Glück am 24.Januar in La Paz zu sein-an der Fiesta des Überflusses.
An vielen kleinen Ständen kann man die Miniaturopfergaben kaufen, die sich in echte Gegenstände verwandeln sollen: Autos, Elektrogeräte, Essen, Geldscheine, einen Uni-Abschluss und sogar einen Ehepartner.
Diese Gegenstände werden dann mit Alkohol und Blumen überschüttet, eingeräuchert und von einem Yatiri-Priester geweiht.
Auch ich habe mich von diesem Ritual anstecken lassen und mir einen kleinen Koffer gekauft: Damit ich noch viele viele Reisen in meinem Leben verwirklichen kann.

Freitag, 14. Januar 2011

La vida en La Mansión - Das Leben in La Mansión

Mit dem neuen Jahr fing nun auch ein neuer Abschnitt im Comedor in La Mansión an und es konnten sich neue Kinder und Mütter für das Projekt einschreiben.
Für uns hieß das konkret: Jeden Tag Kinder wiegen und messen, die neuen Werte mit den alten vergleichen, Gespräche mit den Eltern führen und neue Essenspläne erstellen.
Wofür eigentlich nur drei Tage veranschlagt waren, dauerte dann aber doch fast zwei Wochen. Zwei intensive und gleichzeitig wahnsinnig interessante Wochen.

Um mehr über die Lebensverhältnisse der einzelnen Familien zu erfahren, haben wir Fragebögen erstellt.
Gefragt haben wir zum Beispiel wie lange die Familien schon in dem Viertel leben, wie viele Kinder sie haben und ob die Eltern verheiratet oder geschieden sind.
Die Antworten waren oft schockierend: Viele Familien leben schon seit über 10 Jahren in La Mansión, durchschnittlich hat eine Familie vier Kinder und die meisten Mütter sind alleinerziehend.

Weitere Fragen bezogen sich auf die Schulausbildung, den Beruf und das Gehalt der Eltern. Auch hier ähnelten sich die Geschichten sehr und machten mich nachdenklich.
Viele Frauen haben nur die Grundschule abgeschlossen um noch im Kindesalter ihren Eltern bei der Arbeit zu helfen. Oft haben sie mir aber auch erzählt die secundaria, die weiterführende Schule, abgebrochen zu haben, weil sie schwanger geworden sind.
Häufig arbeiten sie auf dem Feld oder verkaufen Früchte auf dem Markt.
Männer arbeiten oft als Mechaniker oder Busfahrer. Die traurige Wahrheit ist aber auch, dass oft ein großer Teil des Lohnes für die Alkoholsucht vieler Männer draufgeht.


Außerdem befragten wir die Eltern zu Ernährung und Gesundheit ihrer Kinder.
Hier war es vor allem interessant herauszufinden, dass das Problem nicht immer Unterernährung, sondern vor allem falsche Ernährung ist.
Es wird viel Kartoffel, Reis und billiges Fleisch wie Hühnchen und Alpaka gegessen - Kohlenhydrate und Fett. Dazu kommt ein hoher Zuckerkonsum durch süße Getränke.
Milchprodukte, Früchte und Gemüse sind vergleichsweise teuer und werden deshalb wenig konsumiert.
Folglich gibt es sogar Kinder, die schon mit zehn Jahren Übergewicht haben und
auch nicht für den Comedor zugelassen werden.
Für die Mehrheit der Kinder bietet der Comedor aber nun die Möglichkeit einer ausgewogenen Ernährung. Jede Mahlzeit wird nämlich total durchgeplant und es wird sehr auf Kalorien und wichtige Nährstoffe geachtet.



Ansonsten gab es viele Fragen über die Wohnsituation der Familien.
Die Antworten ließen mich schlucken. Die kleinen Häuschen sind ausnahmslos alle aus Sillar-Steinquadern mit dünnen Wellblechdächern. Die Mehrheit dieser Wohnungen bestehen aus nicht mehr als 2 Zimmern.
Ungefähr 80 Prozent der Bevölkerung hat zwar mittlerweile Elektrizität, dafür gibt es aber im ganzen Viertel kein fließend Wasser. Die Toilette besteht aus einem kleinen Loch im Boden mit einem Vorhang davor-entweder im Haus oder im Garten. Gekocht wird mit Gas oder Holz.


Konkrete Geschichten zweier Mütter hören sich so an:

Demi Alicia Quispe, 38 Jahre
lebt seit 16 Jahren in La Mansión und bekam ihr erstes Kind mit 18.
Mittlerweile hat sie 5 Kinder und ist alleinerziehend. Sie verdient 42 soles in der Woche durch Plastik-Recycling - um die 10 Euro.
Der älteste Sohn ist Mechaniker und trägt noch 400 soles wöchentlich, also 100 Euro, zum Familienunterhalt bei. 170 soles gehen davon für Lebensmittel drauf.
Die Familie hat ein kleines Häuschen aus Sillar mit zwei Zimmern und drei Betten
-und das für 6 Personen.
Gekocht wird mit Gas - wenn das Geld fehlt mit Holz. Die Toilette befindet sich im Garten.
Bei der Frage, ob das Geld zum Leben ausreicht, schaut Demi Alicia auf den Boden und sagt leise: "Nein".


Celia Parapaza Capajana, 28 Jahre

lebt seit 10 Jahren in La Mansión. Sie hat nur die Grundschule abgeschlossen und somit nie einen Beruf erlernt.
Celia ist verheiratet und ihr erstes Kind bekam sie mit 20. Ihr Mann ist Handwerker und verdient 230 soles in der Woche.
Davon brauchen sie 100 soles, also 25 Euro, für Essen.
Allerdings gibt es nicht immer Arbeit für ihren Mann. Keine Arbeit-kein Essen.
So einfach lautet die Regel in ihrer Familie. Das Haus besteht auch aus Sillar mit Holzdach und einem Zimmer, inklusive Küche.
Vor 5 Jahren ist ihr zweites Kind an einer einfach Grippe gestorben.
Für Krankenhaus und Medikamente fehlte das Geld.


Das Leben ist hart in La Mansión-das ist mir in den letzten zwei Wochen noch einmal richtig bewusst geworden.
Jede einzelne Familiengeschichte hat mich zutiefst bewegt und gleichzeitig wütend, traurig und vor allem nachdenklich gemacht.

Montag, 3. Januar 2011

Feliz año nuevo - Mein Silvester am Strand :)



Mein Silvester in Perú war wirklich super!
Wie halb Arequipa bin auch ich zusammen mit Freunden an den Strand nach Camaná gefahren. Camaná liegt mit dem Bus 3 Stunden entfernt von Arequipa und ist für Silvester einfach der perfekte Party-Ort - eine Mischung aus Discos, Strandfeeling und vielen jungen Leuten.

Total lustig- die Farbe Gelb gilt hier als Glücksfarbe für Silvester. Folglich war alles mit gelben Girlanden geschmückt, es wurde gelbes Konfetti geworfen und natürlich hatten auch wir uns gelbe Blumenranken umgelegt.

Ich wünsche allen ein glückliches, erfolgreiches, gesundes und buntes Jahr 2011.
Feliz año nuevo! :)