Sonntag, 30. Januar 2011

Zwischenseminar in La Paz-Bolivien




Die letzte Woche war eine Woche voller Emotionen, voll neuer Erlebnisse und Eindrücke.
Vom 21.1-25.1 fand unser Zwischenseminar statt. Wenn man mit "weltwärts" ein FSJ im Ausland macht hat man nämlich nicht nur 15 Vorbereitungstage bevor das Abenteuer losgeht, sondern auch Seminartage während dem Freiwilligendienst.
Und endlich war es auch bei uns so weit und wir konnten unsere Rucksäcke packen und uns auf den Weg machen um uns gemeinsam mit vielen anderen Freiwilligen aus ganz Deutschland zu treffen.
Wohin die Reise ging?
Nach La Paz in Westbolivien! :)


DAS SEMINAR


Zuerst einmal war es natürlich eine Riesenfreude all seine Freunde von den Vorbereitungsseminaren wiederzusehen.
Wir lagen uns lange in den Armen und sprudelten fast über vor gegenseitigen Fragen, Erzählungen und Eindrücken.
Außerdem haben wir auch viele neue Leute von anderen Entsendeorganisationen kennengelernt.
Der Austausch mit all den anderen Freiwilligen war wirklich wahnsinnig interessant.
Die meisten sind wie ich total begeistert von ihrer Arbeit und dem Leben in Südamerika und bezeichnen ihr Einsatzland schon als zweite Heimat.
Doch es gab auch einige, die große Schwierigkeiten in ihrem Projekt haben.
Viele sind unzufrieden mit ihrer Arbeit, haben Probleme mit ihren Vorgesetzten und fühlen sich nach wie vor nicht integriert.
Zusammen mit unseren Teamern Anna und Sandra redeten wir deshalb viel über interkulturelle Konflikte, Problemlösungen und Motivationsschübe für das kommende halbe Jahr.
Das Seminar war für mich somit ziemlich eindrücklich und hat mich nachdenklich gemacht.
Mir ist noch einmal bewusst geworden, was für ein Riesenglück ich mit meinem Freiwilligendienst habe-bis jetzt gab es für mich noch keine unüberwindbaren Schwierigkeiten.
Im Gegenteil: Die Arbeit in Peru macht mir Spaß, der Kontakt zu Claim for Dignity e.v in Deutschland läuft gut, ich war noch nie ernsthaft krank und habe mich wahnsinnig schnell in Peru eingelebt. Dafür bin ich unendlich dankbar.
Das Seminar war für mich somit sehr aufschlussreich und hat mir Kraft gegeben für das verbleibende halbe Jahr in Südamerika. Ich bin hochmotiviert und weiß:
"Die nächsten 6 Monate werde ich noch einmal in vollen Zügen genießen!" :)

LA PAZ
Wer die Stadt La Paz zum ersten Mal sieht, dem bleibt in der Regel der Atem weg.
Dafür ist zum einen die dünne Luft verantwortlich (La Paz leigt auf 3650 m Höhe und gilt als höchstgelegene Großstadt der Erde), zum anderen der tolle Blick, der sich am Rand des Canyons bietet, in den die Stadt eingebettet ist.


Der erste Eindruck ist der eines undurchdringichen Gewirrs aus modernen Wolkenkratzern und einfachen Wellblechhütten-einer Mischung aus arm und reich, aus Tradition und Moderne.

Indigene Straßenhändler sitzen vor ihren Waren, während Banker im modernen Business-Outfit zum nächsten Termin eilen.
Indigena-Märkte gehen nahtlos in elegante Hochhäuser über und Garküchen existieren neben sterilen Fast-Food-Restaurants.
Doch obwohl in La Paz alles in Bewegung zu sein scheint, fehlt es an Hektik.

Vielleicht liegt das an den allgegenwärtigen "Cholas paceñas", den indianischen Marktfrauen, deren stoische Ruhe sich auf die Mitmenschen überträgt.
In den Geschäften wird man mit "Hola amigo-Hallo Freund" begrüßt und in den Bussen bittet man höflich aussteigen zu dürfen (und ruft bei Haltewunsch nicht einfach laut "Baja" wie in Peru).





Auffallend war für mich auch, dass die meisten Straßenschilder neben Spanisch auch auf Aymara und Quechua geschrieben sind.
Und wie könnte es anders sein-auch die stolze Che Guevara Verehrung sticht einem sofort ins Auge: Che Guevara als Bild an Hauswänden, als Statue und als Souvenir.














ABERGLAUBEN IN BOLIVIEN

Interessant fand ich auch, wie viel traditionell gekleidete Menschen man noch in La Paz sieht und wie offen mit der indigenen Religion umgegangen wird.
Katholizismus vermischt sich untrennbar mit dem Verehren von Naturgöttern und Aberglauben.

So gibt es in La Paz beispielsweise einen Hexenmarkt, wo alle möglichen Heilkräuter, Zutaten für Opferzeremonien und Glücksbringer verkauft werden.
Besonders beliebt sind aber Lamaföten.

In Bolivien glaubt man nach wie vor daran, dass es Glück bringt, beim Hausbau in allen vier Wänden einen getrockneten Lamafötus miteinzubauen.


Außerdem hält sich hartnäckig der Glaube an einen übernatürlichen Wohltäter, der über das Wohlergehen der Familien wacht, sowie Wohlstand und Reichtum bringen soll.
Dieser Aymara-Gott nennt sich Ekeko-der Gott des Überflusses.
Doch Ekeko will regelmäßig bedient werden und so werden ihm in Miniaturform all die Objekte geopfert, die sich die Menschen von ihm erhoffen.
Wir hatten das Glück am 24.Januar in La Paz zu sein-an der Fiesta des Überflusses.
An vielen kleinen Ständen kann man die Miniaturopfergaben kaufen, die sich in echte Gegenstände verwandeln sollen: Autos, Elektrogeräte, Essen, Geldscheine, einen Uni-Abschluss und sogar einen Ehepartner.
Diese Gegenstände werden dann mit Alkohol und Blumen überschüttet, eingeräuchert und von einem Yatiri-Priester geweiht.
Auch ich habe mich von diesem Ritual anstecken lassen und mir einen kleinen Koffer gekauft: Damit ich noch viele viele Reisen in meinem Leben verwirklichen kann.

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