Dienstag, 7. Juni 2011

Ollanta Humala gewinnt Präsidentenwahlen in Perú

Das Top-Gesprächsthema der letzten Monate war hier in Perú eindeutig die Präsidentenwahl.
An jeder Straßenecke hingen Wahlplakate, an den Wänden standen in großen Buchstaben die Namen der Kandidaten und ständig fuhren Autos mit Wahlwerbung durch die Stadt.
In Perú herrscht Wahlpflicht, ein Fünftel der Peruaner lebt in extremer Armut und die Hälfte in Armut.
Diese Mischung veranlasst Politiker dazu, mit allen Mitteln die Gunst dieser Menschen zu erwerben.
Es werden die größten Versprechungen gemacht, Reis in Armenvierteln ausgeteilt, Wasser-und Stromleitungen gelegt und in meiner Schule in La Mansión bekamen die Kinder Schulhefte mit dem Gesicht Keiko Fujimoris geschenkt.
Eine Tatsache, die mich einfach unglaublich wütend macht.
Denn eigentlich weiß jeder: Sobald der vorher noch so bemühte Politiker an die Macht kommt, interessiert er sich kaum noch für die Armen.

Fünf Kandidaten standen bis April zur Auswahl. Vergangenen Sonntag kam es dann zur Stichwahl zwischen dem Linkspopulisten Ollanta Humalla und der konservativen Keiko Fujimori.
Ollanta Humalla konnte die Wahl mit rund 51% der Stimmen knapp für sich entscheiden.

Die Stimmung im Land ist verständlicherweise total gespalten.

Der Name Fujimori ist bekannt. Keiko ist die Tochter des peruanischen Ex-Dikators Alberto Fujimori, der nach seiner Amtszeit wegen zahlreichen Verbrechen (darunter Korruption und zahlreichen Menschenrechtsverletzungen) zu 25 Jahren Haft verurteilt wurde.
In Interviews bestätigte Keiko aber immer wieder, das Vergangene nicht wiederholen, sondern Peru zu einer besseren Zukunft verhelfen zu wollen.
Die Ziele der Partei Fuerza 2011 waren die Verbesserung der Bildung, ein Zusatzgeld für existenziell Arme, ein Gratisfrühstück für alle Schulen, die Verbesserung des Verkehrsnetzes und mehr Tourismus.
Natürlich wurde aber auch darüber gemunkelt, dass Keikos Hauptziel darin bestehe, ihren Vater aus dem Gefängnis zu holen.

Aber wie schon gesagt, knapp gewonnen hat der frühere Militär Ollanta Humala, der der Partei Gana Perú angehört und nun für die nächsten 5 Jahre das Land regieren wird.
Sein Wahlspruch "por el gran cambio - für die große Veränderung" scheint die Mehrheit der Peruaner überzeugt zu haben.
Die Ziele dieser Veränderung sind antiimperialistisch, nationalistisch und militärisch ausgerichtet.
Es ist davon auszugehen, dass Humala die Sozialausgaben in Peru massiv erhöhen wird. Ähnlich wie in anderen lateinamerikanischen Ländern geschehen, hat er angekündigt, die direkte Unterstützung Bedürftiger mit Regierungsgeldern stark auszubauen.
Direkte (auch finanzielle?) Unterstützer Humalas sind der Präsident Venezuelas Hugo Chavez und der brasilianische Ex-Präsident Lula da Silva.
Stimmen der Bevölkerung fürchten nun, dass "el gran cambio" zu radikal aussehen könnte und Humala ein "zweites Kuba" errichten wird.

Die Peruaner haben sich also zwischen den "zwei Übeln" einer möglichen Rückkehr der Vergangenheit unter Fujimori und einer ungewissen Zukunft mit Humala für das zweite entschieden.

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