Donnerstag, 7. Oktober 2010

Von der "gringa" zur "peruana"



Jetzt bin ich schon seit zwei Monaten hier in Peru - seit zwei Monaten!
Das klingt irgendwie nach einer langen Zeit und doch ist sie wie im Fluge vergangen.
Es gibt hier so viele neue Eindrücke, Erfahrungen und Begegnungen zu verarbeiten, dass ich kaum bemerke, wie die Zeit vergeht.
Meiner Meinung nach ist das aber ein verdammt gutes Zeichen.
Ich lebe und liebe dieses Land und seine Kultur!
Und mit jedem Tag, der vergeht, fühle ich mich hier mehr zu Hause.
Ich fühle mich immer weniger als Touristin und dafür immer mehr als "peruana".

LA VIDA COTIDIANA-Der Alltag
Im Alltag ist mir zum Beispiel aufgefallen, dass ich schon wie selbstverständlich mit den Menschen auf dem Markt um die Preise verhandel.
Außerdem bin ich es mittlerweile gewöhnt, auch alleine Taxi zu fahren und weiß auf welche Gefahren ich achten muss.
(1. Sich vergewissern, dass sich der Fahrer ausweisen kann!
2. Den Preis vor dem Einsteigen verhandeln!
3. Nach dem Einsteigen die Türe nochmal öffnen - sie darf nicht abgeschlossen sein!
4. Niemals neben den Taxifahrer setzen - er könnte eine Waffe haben! )

Auch an den chaotischen Straßenverkehr und das verwirrende Bussystem habe ich mich gewöhnt.
Ich merke außerdem, wie ich beim Spanischsprechen nicht mehr überlegen muss. Teilweise fallen mir die spanischen Wörter sogar vor den deutschen ein.

Und was ich besonders schön finde: Beim Arbeiten werde ich mittlerweile vollkommen akzeptiert.
Die Lehrer sind viel freundlicher und auch die Kinder scheinen mich zum größten Teil als Autoritätsperson anzuerkennen.
Außerdem haben die Mütter,die in der Schulküche arbeiten, ihr anfängliches Misstrauen mir gegenüber überwunden.
Während ich am Anfang weder beim Kochen noch beim Spülen helfen sollte, werde ich jetzt viel mehr als Gleichwertige angesehen.
Ich werde mit Küsschen begrüßt, sie haben mir die Haare geflochten, wir lachen viel und ich durfte sogar beim Kochen mithelfen. Das ist wirklich ein schönes Gefühl.

Um die peruanische Kultur noch besser kennenzulernen, habe ich außerdem mit zwei neuen Hobbys begonnen: Quechua und Salsa.


QUECHUA
Quechua ist die bis heute meistverbreitete indigene Sprache im Bereich der Anden.
Sie existiert in verschiedenen Dialekten und wird gegenwärtig von ca. acht Millionen Einwohnern in Nordargentinien, Bolivien, Nordchile, Kolumbien, Ecuador und Peru gesprochen. Die große Verbreitung des Quechua erklärt sich durch die Tatsache, dass es einst von den Inka als „Nationalsprache“ im gesamten Imperium durchgesetzt wurde.
Nach der spanischen Eroberung wurde Quechua verboten und Spanisch eingeführt.
Heute besteht eine Situation, in der viele Quechua-Dialekte, insbesondere im Norden Perus, vom Aussterben bedroht sind. In der Stadt gibt es kaum noch Menschen, die ihre eigentliche Muttersprache beherrschen.
Trotzdem ist es interessant zu beobachten, dass bis heute zahlreiche übliche Begriffe für Errungenschaften, kulturelle Eigenarten sowie zeremonielle Orte und Praktiken der Inka dieser Sprache entstammen.

Die Sprache ist der Schlüssel zu fremden Kulturen - also habe ich mir vorgenommen Quechua zu lernen.
Nun gehe ich dreimal in der Woche in eine Sprachschule und es gefällt mir wirklich super.
Allerdings ist es unglaublich schwierig, da Quechua mit keiner anderen Sprache vergleichbar ist. Für mich bedeutet das aber gerade eine Herausforderung, die mir Spaß macht. :)
Um euch einen kleinen Einblick zu geben, hier ein paar grundlegende Ausdrücke:

I maynalla kashanki?--- Hallo. Wie geht es dir?
Noqan allillanmi kashani.--- Mir geht es gut.
I man sutiyki?--- Wie heißt du?
Sutiymi Judith.--- Ich heiße Judith.
Maymanta kanki?--- Woher kommst du?
Noqaq Alemania suyumanta
kani.--- Ich komme aus Deutschland.


SALSA
Was wäre Südamerika ohne seine Musik? Ohne seine Musik, die so sehr die Mentalität und die Atmosphäre des Landes wiederspiegelt: Feurig, temperamentvoll und leidenschaftlich.
Hier läuft Salsa, Cumbia und Reggaeton wirklich in jedem Bus und jeder Straßenecke - und ich liebe es! :)
Nachdem ich in Deutschland schon ein Jahr Salsaunterricht genommen habe, genieße ich es total, hier die Möglichkeit zu haben, mein Gelerntes so oft anwenden zu können.
Und in den Discos hier wird auch getanzt. Hier tanzt einfach jeder!

Außerdem gehe ich nun auch dreimal in der Woche in eine Tanzschule und nehme Salsaunterricht. Und es macht mir unglaublich viel Spaß! :)
Wir tanzen neben dem üblichen Salsa zu zweit auch viel Rueda.
Rueda ist ein Gruppentanz, der zu Salsa-Musik getanzt wird. Es sind die gleichen Figuren wie beim normalen Salsa. Allerdings tanzt man Rueda mit mehreren Paaren.
Alle beteiligten Paare bilden einen Kreis und tanzen synchron die gleichen Figuren - inklusive Partnerwechsel! Ein Cantante (Ansager) bestimmt welche Figur getanzt wird und ruft immer die Kommandos in die Gruppe.
Meinen Salsaunterricht kann ich also am besten mit folgenden Worten beschreiben:
unglaublich abwechslungsreich, anspruchsvoll und bunt.
Aber eigentlich kann man Salsa nicht mit Worten beschreiben - man muss es einfach tanzen!

Tja, und so ist es eigentlich mit dem ganzen Land und auch meinem FSJ.
Worte können nur wenige Eindrücke geben. Man muss es einfach leben! :)

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