Freitag, 10. September 2010

Los niños de La Mansión - die Kinder von La Mansión

Der Alltag in dem pueblo joven La Mansión ist hart. Sehr hart.
Und erst wenn man es mit eigenen Augen gesehen hat, kann man verstehen, was Armut bedeutet.
Verschiedene Erlebnisse und Erfahrungen mit den Kindern haben mich in letzter Zeit wirklich sehr beschäftigt.

Zähneputzen
An was denkt man zuerst, wenn ein 4jähriger Junge sein Essen nicht aufessen will?
- Natürlich, dass ihm das Essen nicht schmeckt, dass er keinen Hunger hat, etc.
Das waren auch meine ersten Gedanken, als ich Yafeth eine halbe Ewigkeit vor vollem Teller in der Ecke sitzen sah.
Als ich ihn dann aber füttern wollte, und er anfing zu weinen und sich immer wieder an die Backe langte, wurde mir schlagartig bewusst, was hier das Problem war: Yafeth hatte Zahnschmerzen!

Die Menschen in La Mansión sind überhaupt nicht daran gewöhnt, ihre Zähne zu putzen.
Erstens gibt es in dem ganzen pueblo kein fließend Wasser, sondern nur eine Wasserstelle. Und zweitens haben die Menschen weder Zahnbürste noch Zahnpasta.
Die billigen Süßigkeiten, die es an jeder Ecke zu kaufen gibt, und die zuckrigen Erfrischungsgetränke gehören neben dem Essen in der Schulküche aber auch zu dem täglichen Speiseplan - und das hat seine Folgen!
Viele der Kinder haben total schwarze Zähne und die Erfahrung mit Yafeth sollte nicht meine letzte Begegnung mit dem Thema sein. Immer wieder klagen die Kinder über Zahnschmerzen und es tut mir echt im Herzen weh, sie so leiden zu sehen.
Wenn es irgendwie möglich ist, wollen wir in ferner Zukunft deshalb neben dem Händewaschen auch obligatorisches Zähneputzen nach dem Essen einführen.

Häusliche Gewalt
Neben den Zahnschmerzen haben die Kleinen oft aber auch noch ganz andere Probleme.

Dass sie häusliche Gewalt erfahren, ist häufig wirklich offensichtlich.
Auch wenn die Kinder immer wieder die Ausrede eines "accidente de bicicleta" - eines Fahrradunfalls haben, liegt die Wahrheit doch auf der Hand.
Denn schließlich entstehen blaue Augen, Schnittwunden und Verbrennungen nicht,wenn man vom Fahrrad fällt.

Kinderarbeit
Auch Kinderarbeit gehört hier für viele zum Alltag.
In meinem Englischunterricht fehlen oft Kinder, da sie von ihren Eltern ins Zentrum geschickt werden. Dort verkaufen sie dann Süßigkeiten, putzen Schuhe oder waschen die Fensterscheiben der Autos an den Ampeln.

Fehlende Erziehung
Doch was ist mit den Eltern? Fakt ist, dass die Familien hier extrem groß sind und sich viele Männer nach der Geburt der Kinder aus dem Staub machen.
Das bedeutet, dass es viele Mütter gibt, die alleine drei bis vier Kinder großziehen.
Außerdem arbeiten viele Eltern den ganzen Tag über und so sind sich die Kinder eben selbst überlassen. Für eine richtige Erziehung fehlt es dann an Zeit und Energie.
So ist es total auffallend, wie wenig Werte den Kinder zu Hause vermittelt werden.
Es fehlt ihnen oft an Respekt und auch Achtung vor Autoritätspersonen.
An Regeln sind sie kaum gewöhnt.
Diese Tatsache macht es mir vor allem in meinem Englischunterricht echt schwer, nicht die Geduld zu verlieren.
Es ist unglaublich, wie unruhig viele der Kinder sind. Sie springen auf, schlägern sich, schreien und verweigern den Unterricht. Ermahnungen meinerseits werden oft nur als Spaß aufgefasst.

Für mich bedeutet das dann "Durchatmen und ruhig bleiben", denn schließlich gibt es auch viele Schüler, die etwas lernen wollen. Durch einzelne Störenfriede werden sie dann total verunsichert.
Ich merke aber, dass bestimmte Unterrichtseinheiten wahre Wunder bewirken können - Beim Malen und Singen sind nämlich alle Kinder immer begeistert dabei!

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